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Sonntag, den 28. Apr 2024
 
 
 
Aktendeckel

 Die 141 Mitglieder des CORCAS (königlichen Beratungsrat für Saharaangelegenheiten), am 25. Mai 2006 in  Rabat versammelt, haben ihren Rat mit fünf Kommissionen ausstatten lassen, darunter mit der „Kommission für Menschenrechte, für öffentliche Freiheiten und für Lagerbevölkerung».



 Ein Hauptaspekt der Saharafrage, nämlich das Schicksal Tausender von in Tindouf festgehaltenen Familien und Hunderter von in Kuba sequestrierten Kindern, steht somit am Höhepunkt der Prioritäten des CORCAS.

Gewiss hat Frau Yasmina Baddou, Staatssekretärin für Familie, für Jugend und für Behinderte zu mehreren Anlässen präzisieren lassen, dass « diese Frage zu den Prioritäten der marokkanischen Regierung gehört.“ Jedoch ist festzustellen, dass diese Dimension der Saharafrage nicht genügend behandelt worden ist und nicht in den Vordergrund hat gestellt werden können.

Heute fängt das Ausmaß dieses menschlichen und humanitären Dramas erst in Erfahrung gebracht zu werden  an, und dies dank insbesondere der allerhanden Zeugnisse, die zahlreiche ehemalige Gefangene in den Lagern von Tindouf, Deportierte in Kuba, kubanische Instruktoren im Ausland, Nichtregierungsorganisationen und Journalisten geliefert haben.


Aber vieles bräuchte unternommen zu werden, damit eine schnelle Lösung für dieses  menschliche Drama gefunden wird und damit die Qualen Tausender auf der „Insel der Jugend“ in Kuba deportierten Kindern aufhören.

Es sind die Etappen dieses Prozesses der Sequestrierung/Deportation, seine Methoden, seine Objektive und seine Auswirkungen auf die deportierten Kinder und ihre Familien, worauf wir Licht in den nächsten Linien zu werfen beabsichtigen.

Sequestrierung/Deportation
Wir alle haben im Gedächtnis die fürchterlichen Bilder der Gefangenen des Gefängnisses Abou Ghraib, der serbischen Lager zum Kriegszeit und der rumänischen Waisenhäuser zur Epoche von Nicolae Ceausescu. Diese Bilder haben die Praktiken und die unwürdigen Methoden unserer Epoche ans Tageslicht gebracht und sind umso mehr Verstoßungen gegen die Elementarregeln der Menschen-und Kinderrechte, des Internationalen Rechtes und des humanitären internationalen Rechtes.

Aber, sehr wenige Bilder der Lager von Tindouf und insbesondere der speziellen Einrichtungen sowie der spezifischen Barackierungen der „Insel der Jugend“ in Kuba, wo sich ihrem Land und ihren Familien entwurzelte junge Marokkaner seit Jahren, bis zu 15 Jahren, zusammenpferchen, sind zum Okzident gelangen.

Dieses abscheuliche Tranfert nach Kuba, von den Lagern von Tindouf ausgehend, Tausender von Kindern ist mit den schlimmsten Mafiamethoden zu vergleichen: Sequestrierung und Entführung von Kindern niedrigen Alters (8-9 Jahre) sowie Handel jeglicher Art. Diese Kinder und ihre Familien sind wider Willen in den Lagern von Tindouf festgehalten, wo « die humanitäre und sanitäre Situation katastrophal ist », Frau Khayat Keltoum nach, ehemaliger Verantwortliche für internationale Frauenbeziehungen des Polisario » und wo «ein Terrorregime, zwingend und spartiat, vorherrscht» präzisiert Frau Marie-Françoise Mirot, Präsidentin der Gruppe «kleines Mädchen» an der UNESCO.

Die Kinder sind dann auf Schiffe nach Kuba in die Insel der Jugend befördert. Kubanische Zeuge und lokale Nichtregierungsorganisationen berichten von der Ankunft von Schiffen, die « eine unglaubliche Anzahl von Kindern zwischen 9 und 15 Jahren transportieren. Sobald sie auf „die Insel der Jugend“ eintreffen, sind die Kinder in spezifische Barackierungen unterbracht, „unter militärischer Kontrolle“ und wo es keine Fluchtmöglichkeiten bestehen » (Äußerungen vom Herrn Dariel ALARCON, exilierten Kubaner in Frankreich).

Der Schulbesuch dieser ihren Familien, ihrem Land und ihrer Kultur entrissenen jungen Kinder erfolgt in speziellen Einrichtungen, in Internaten.

In diesen Ortschaften, denen aller Komfort beraubt ist und die spartiate Züge besitzen, werden die jungen Marokkaner aufwachsen und verkehren, Jahre lang, mit jungen Angolas und Namibiern, die das selbe Schicksal auf sich hingenommen haben.

Was die Anzahl der jungen Marokkaner der Lager  von Tindouf, die nach Kuba deportiert  worden waren, sind die Zahlen eindrucksvoll.

Eine amerikanische Zeitung, Washington Times, weist darauf hin, dass 3.000 Kinder Sahraouis noch in Kuba festgehalten sind und dass zwischen 350 und 400 hiernach jedes Jahr deportiert sind. Das Zeugnis einer jungen Marokkanerin, Frau Fatimatou, die 12 Jahre auf Exil in einem Internat in Kuba gelebt hat, bestätigt diese Zahlen: « sie waren am Anfang einige Hunderte, sie wurden dann im Laufe der Jahre zahlreiche Millionen, Junge und Mädchen in speziellen Einrichtungen neugruppiert ».

Frau Marie-Françoise Mirot, Präsidentin der Gruppe «kleines Mädchen» an der UNESCO, hat einen Bericht darüber erstatten lassen, der « die katastrophalen Bedingungen und die Misshandlungen“ behandelt». Frau Francine Henrich, ehemalige Botschafterin der europäischen Gemeinschaft und permanente Vertreterin der internationalen Frauenallienz (AIS) bei der UNESCO, bekräftigt dieses Zeugnis.

Objektive dieser Deportation?
Die Objektive dieses Tranferts Tausender von Kindern nach Kuba sind ideologischer, politischer, kultureller, wirtschaftlicher und Sicherheitsnatur:

1) Indoktrinierung: Diese Kinder werden, soeben nach ihrer Ankunft in Kuba, einer strikten  ideologischen und militärischen Ausbildung unterzogen. Ihre Instruktoren sind entweder Sahraouis oder Kubaner. Der Basisunterricht beruht hauptsächlich auf das Beibringen der spanischen Sprache und der marxistisch-leninistischen Ideologie. Der Hass wider Marokko und Amerika scheint, den roten Faden dieses Unterrichts zu sein. Die militärische Instruktion umfasst die Handhabung der Waffen, das Erlernen der Guerilla und einige Kurse zur Herstellung von Sprengwerkzeugen. Zahlreichen humanitären Nichtregierungsorganisationen zufolge verstarben viele Kinder als Opfer dieser Werkzeuge.

Schlimmer noch, diese Kinder sind Gegenstand einer schändlichen und systematischen wirtschaftlichen Ausbeutung zugunsten kubanischer Unternehmen und Mafia.

2) Wirtschaftliche Ausbeutung: Die nach Kuba deportierten Kinder sind als Arbeitskräfte in den kubanischen wirtschaftlichen Kreislauf inseriert. Sie sind in zahlreichen Sektoren der kubanischen Wirtschaft präsent insbesondere in den Zigarettenfabriken und in den Feldern, wo sie Früchte, Gemüse und Zuckerrohr einernten.

Der Sextourismus: Zahlreiche Prostituierte von Havanna sind sahraouischer Abstammung präzisieren einige internationale Beobachter. „Junge Mädchen, verraten sie, «werden in Hotels, in Nachtklubs und in speziellen Häusern, wo sie als Dienstfrauen beschäftigt werden, unterbracht ». Diese Kinder und diese Frauen sind der Pädophilie und der Prostitution zugunsten spanischer, deutscher, kanadischer und amerikanischer Touristen ausgeliefert. Einige Tourismusagenturen haben sich sogar auf diesen schändlichen Handel spezialisieren lassen. Dem bereits erwähnten Bericht von Frau Marie-Françoise Mirot nach,  zahlreiche Junge und Mädchen verstarben als Opfer der Syphilis und der Sida.

- Erpressung und Kontrolle der Lager von Tindouf: Einer der wesentlichen und strategischen Objektive dieser Deportation junger Sahraouismarokkaner nach Kuba ist die Kontrolle der Lager von Tindouf. Denn, wie es zahlreiche Nichtregierungsorganisationen, die diesen Lagern Besuch abgestattet haben, anzeigen, wenn diese Eltern darauf Wert legen, ihre Kinder wieder sehen zu dürfen, liegt es in ihrem Interesse, dass sie nicht zuwiderhandeln». Denn, in dem die Familien entzweigerissen werden, hält Polisario eine effektive Kontrolle über die Lager aufrecht», unterstreicht der Leitartikler des Washington Poste und fügt hinzu, dass „wenn einem Vater es gelingt, den Lagern zu entgehen, ist er hundertprozentig sicher, nie wieder seinen Sohn oder seine Tochter sehen zu dürfen ».

- Organenhandel: dieser verbrecherische Handel ist dank der algerischen Gendarmerie enthüllt worden. Ein echter Menschenorganenhandelsnetz, der seinen Ursprung in den  Lagern der Sahraouissequestrierten in der Nähe von Tindouf findet, hat sich konstituiert. Den Presseagenturen nach (MAP), «zirka 600 Patienten eines Krankenhauses in Tindouf, hauptsächlich Kindern und Frauen der Sahraouislager sind Organe beraubt worden und sind durch die Administration dieser Einrichtung als Verstorbene erklärt worden. »

Die Konsequenzen
Die in Tindouf sequestrierten Kinder, nach Kuba deportiert, in militärische Barackierungen  und in speziellen Einrichtungen installiert, leben und wachsen in unausstehlichen Bedingungen auf. Auf der Insel der Jugend werden sie entlegen jeglichen Kontakts aufgezogen und werden vom Militär und von kubanischen Unternehmenschefs betreut, was die, die in den kubanischen Feldern und in den kubanischen Unternehmen beschäftigt werden, anbelangt,  ohne die Aussicht darauf zu haben, ihrer Bedingung los zu werden.

Die Entfremdung und die ideologische sowie militärische Betreuung, zu denen die Kinder während der gesamten Dauer ihres Aufenthalts in Kuba, bis zu 15 Jahren Exil für Einige unter ihnen, gezwungen sind, lässt sie jede Verbindung mit der sozialen und kulturellen Realität verlieren (Lebensweise, Traditionen, lokale Bräuche uns). Die Familien, die wider Willen in den Lagern von Tindouf zurückgeblieben sind, erleiden, ihrerseits,  einen echten Leidensweg. Sie sind der Präsenz und der Liebe ihrer Kinder ab 8/9 Jahren entrechtet. Eine Trennung, die für einige Familien bis 15 Jahren dauern sollte.

Diese flagrante Vergewaltigung der Menschen-und humanitären Rechte Tausender von marokkanischen Sahraouiskindern niedrigen Alters, die seit 30 Jahren fortdauert, hat ausgelöst und löst mehr und mehr auf der ganzen Welt Empörungsreaktionen aus. Es sind die Nichtregierungsorganisationen am ersten Rang dieses Kampfes entweder angelsächsisch (die vereinigten Staaten, Kanada) oder europäisch (deutsch, italienisch, französisch…usw.) zur Befreiung einiger in den Lagern von Tindouf festgehaltenen oder nach Kuba deportierten Kinder. Jedoch, vieles bräuchte unternommen werden.

Es ist unentbehrlich, dass die internationale Meinung und insbesondere die humanitären Nichtregierungsorgansiationen, die sich für die Verteidigung und für die Förderung der Menschen-und Kinderrechte einsetzen, ihre Verantwortungen zu übernehmen haben, in dem sie starken und dauerhaften Druck auf die Autoren und Organisatoren dieses Handels und dieser Deportation ausüben, damit der Leidenweg dieser Kinder und die Qualen ihrer Familien aufhören.

Heutzutage, es genügt nicht nur, dieses  im Sudosten Algeriens installierte tyrannische System anzuzeigen, das seit Jahrzehnten die Entführung der Kinder und die systematische Deportation praktiziert und das die humanitäre internationale Hilfe ganz nach seinem belieben hinterzieht. Mehr denn je sollte man unverzüglich eine generelle Mobilisierung in Gang setzen, um eine bedingungslose Befreiung zu erlangen. Die marokkanischen Gesellschaften im Ausland haben in diesem Kampf eine Hauptrolle zu spielen. Sie haben den Beweis, zu mehreren Anlässen, für Effizienz in der Verteidigung der nationalen Fragen erbracht.

Ihre Aufgabe, heutzutage, liegt darin, alles in Bewegung zu setzen, um dem Leidenweg ihrer in Tindouf sequestrierten oder in Kuba deportierten jungen Brüdern ein Ende zu setzen. Die Aufgabe und der erste Auftrag, die der neuen Kommission des CORCAS: «Kommission für Verteidigung der Menschenrechte, der öffentlichen Freiheiten und der Lagerbevölkerung» obliegt,  besteht in erster Linie darin, schnelle und vollständige Lösung zu finden, um diese peinliche Frage dieser marokkanischen Kinder, seien sie in Kuba deportiert oder seien sie in Tindouf sequestriert, beilegen zu können. Denn die Zeit drängt.

(Mohammed MRAIZIKA, Forscher in Sozialwissenschaften und im humanitären internationalen Recht / Präsident von Almohagir)

(Studie in der Tageszeitung  Al-Bayane veröffentlicht )

 


 
 

 

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