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Donnerstag, den 28. Mrz 2024
 
 
 
Königsreden

Fez-Seine Majestät der König Mohammed VI. hielt am Samstag eine Rede an die Nation anlässlich des 22. Jahrestages der Thronbesteigung des Souveräns seiner glorreichen Vorfahren ab.




SM le Roi adresse un discours à la Nation à l’occasion du 22ème anniversaire de la Fête du Trône (Texte intégral)

Hierbei folgt der vollständige Text der Königlichen Rede:


„Gelobt sei Gott,

mögen Frieden sowie Segen dem Propheten, seinen Kindern und seinen Mitgefährten zuteilwerden.

Liebe Bürger,

Der zweiundzwanzigste Jahrestag meiner Inthronisierung, den wir heute mit Stolz begehen, ist mehr als nur ein Gedenken an meine Thronbesteigung.

Diese Feier veranschaulicht die Bande des heiligen Bei’a bzw. des  Treueschwurs sowie den festen Zusammenhalt, der unabhängig von den Gegebenheiten immer zwischen den Sultanen und Königen Marokkos und dem marokkanischen Volk fortbestand.

Marokko ist ein geschichtsträchtiger Staat – eine vereinte Nation mit tief in die  Vergangenheit verankerten Wurzeln.

Unser Land bezieht seine Stärke aus seiner nationalen Einheit und aus der einstimmigen Haltung aller seiner Komponenten zu den heiligen Werten der Nation.

Die Stärke der marokkanischen Nation entspringt auch ihren Institutionen, der Energie und den Fähigkeiten ihrer Bürger sowie der Arbeit und den Anstrengungen des marokkanischen Volkes, zwecks dessen die Entwicklung und den Fortschritt des Landes zu erzielen und seine Einheit und Stabilität zu verfechten.

Es ist genau dieses immer lebendige menschliche und kulturelle Kapital, das es unserem Land bewerkstelligt hat, sich den Herausforderungen zu stellen und Schwierigkeiten und Nöte in seiner langen Geschichte, sowohl in der Antike als auch in der Moderne, zu überstehen.

Liebe Bürger,

Zunächst möchte ich mich nochmals bei allen im Gesundheitswesen beschäftigten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern – im öffentlichen, privaten und militärischen Bereich – sowie bei den Sicherheitskräften und Behörden für ihr Engagement und für ihre ausgeprägte Verantwortungsbereitwilligkeit bei der Bewältigung der Covid-19-Pandemie bedanken.

Dies war eine schwierige Situation für uns alle, für mich und für meine Familie, wie für alle Bürger. Wenn ich Marokkaner leiden sehe, verspüre auch ich ihren Schmerz und erlebe die gleichen Gefühle.

Obwohl sich die Epidemie nachteilig auf die wirtschaftlichen Projekte und auf die Aktivitäten des Landes sowie auf die materiellen und sozialen Bedingungen vieler Bürger ausgewirkt hat, habe ich nach Lösungen Ausschau gehalten, um die Auswirkungen der Krise abbauen zu dürfen.

Gleich zu Beginn der Epidemie habe ich die Initiative ergriffen, einen Sonderfonds zur Abmilderung der Auswirkungen der Krise einzurichten - eine Initiative, die von den Bürgern spontan angenommen wurde.

Außerdem habe ich einen ehrgeizigen Plan auf die Schiene gebracht, um die Wirtschaft durch Unterstützung der von der Krise betroffenen kleinen und mittleren Unternehmen anzukurbeln und Arbeitsplätze sowie die Kaufkraft der Haushalte vermittels direkter materieller Hilfe aufrechtzuerhalten.

Überdies habe ich den Fonds Mohammed VI für Investitionen gegründet, um produktionsgenerierende Aktivitäten zu fördern und verschiedene Investitionsprojekte zu begleiten und zu finanzieren.

Liebe Bürger,

Wir haben heute jedes Recht, die Erfolge Marokkos im „Kampf um Impfstoffe“ – die sich alles andere als einfach herausgestellt haben – sowie den erfolgreichen Start der nationalen Impfkampagne und das massive Engagement der Bürgerinnen und Bürger zu begehen.

Da ich glaube, dass die medizinische Autonomie ein Schlüsselelement für die Erreichung der strategischen Sicherheit des Landes ist, habe ich in Marokko ein Vorzeigeprojekt zur Herstellung von Impfstoffen, Medikamenten und den notwendigen medizinischen Materialien auf die Beine gestellt.

Dennoch müssen wir bedenken, dass die Epidemie noch nicht vorbei ist und die Krise fortdauert. Jeder sollte weiterhin wachsam bleiben und die diesbezüglichen Anweisungen der Behörden beachten.

Liebe Bürger,

Vermittels einer gemeinsamen nationalen Bemühung gibt es positive Indikatoren, die offenlegen, dass sich unsere Wirtschaft auf dem Weg zu einer vollständigen Erholung befindet.

Dank der Gnade des Allmächtigen hat sich die Situation durch das gute Erntejahr, womit Gott uns beschert hat, weiterhin verbessert. Die landwirtschaftliche Produktion bringt Zufriedenheit und Ruhe bei den Bürgern zustande.

Diese Entwicklung kommt in einem vielverheißenden Kontext zustande, nachdem die Sonderkommission für das Entwicklungsmodell ihre Vorschläge unterbreitet  hat. Letzteres ermöglicht den Start in eine neue Phase mit dem Ziel, den wirtschaftlichen Aufschwung des Landes zu beschleunigen und das soziale Projekt, das wir zugunsten unseres Landes anstreben, abzusichern.

Die Arbeit der Kommission war eine patriotische, konstruktive und lobenswerte Anstrengung. Daran nahmen die treibenden Kräfte des Landes teil, darunter politische Parteien, wirtschaftliche und soziale Akteure, Gewerkschaften, zivilgesellschaftliche Organisationen und eine Reihe von Bürgern.

Wie schon bei der Erstellung des Entwicklungsmodells betrachte ich seine Umsetzung als nationale Aufgabe, die die Beteiligung aller Akteure einfordert, im Besonderen derjenigen, die in den bevorstehenden Jahren für Politik einstehen werden.

Ich hege die Hoffnung, dass der "nationale Pakt für Entwicklung" als Bezugsrahmen dienen wird, der Entwicklungsprinzipien-und-prioritäten sowie einen Wirtschafts-und -Gesellschaftsvertrag umfasst, der den Weg für eine neue Revolution des Königs und des Volkes ebnen würde.

Als Hüter der Interessen der Nation und der Bürger werde ich sicherstellen, dass die tatsächliche Umsetzung des Entwicklungsmodells durch die erforderlichen Maßnahmen und Mechanismen verfolgt werden wird.

Liebe Bürger,

Neben den auf nationaler Ebene eingeleiteten Entwicklungsinitiativen möchte Marokko seine ernsthaften Bemühungen um die Förderung von Sicherheit und Stabilität auf afrikanischer und euromediterraner Ebene und im Besonderen in der benachbarten Maghreb-Region fortsetzen.

In Übereinstimmung mit dieser Politik erneuere ich meinen aufrichtigen Aufruf an unsere Brüder in Algerien, dass wir bedingungslos zugunsten der  Entwicklung bilateraler Beziehungen auf der Grundlage von Vertrauen, Dialog und guter Nachbarschaft zusammenzuarbeiten haben.

Ich bin mit dem gegenwärtigen Stand unserer Beziehungen nicht zufrieden, denn er dient weder den Interessen unserer Völker noch ist er für viele Staaten  annehmbar.

Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass eine offene Grenze zwischen zwei Nachbarstaaten und zwei brüderlichen Völkern die Norm ist.

Die Verschließung der Grenzen ist mit einem Naturrecht und einem intrinsischen Rechtsprinzip unvereinbar, die beide in internationalen Abkommen verankert sind, einschließlich im Vertrag von Marrakesch, dem Gründungstext der Union des Arabischen Maghreb. Dieser Vertrag regelt den freizügigen  Personen-, Waren-, Dienstleistungs-und-Kapitalverkehr zwischen den Staaten der Union des Arabischen Maghreb.

Seit 2008 sage ich dies offen und unterstrich es viele Male und auf  verschiedenen Gelegenheiten.

Denn weder der jetzige algerische Präsident noch sein Vorgänger noch ich sind für die Entscheidung zur Grenzverschließung verantwortlich.

Wir sind jedoch politisch und moralisch für deren Fortbestand verantwortlich – wir sind verantwortlich vor Gott, vor der Geschichte und vor unseren Bürgern.

Für die aktuelle Situation gibt es keine vernünftige Rechtfertigung, zumal die Gründe, die zur Grenzverschließung geführt haben, weggefallen sind. Das heißt, es gibt keine vernünftige Begründung für die Verschließung.

Ich möchte niemanden beschuldigen bzw. belehren. Tatsächlich sind wir Brüder, die von einem Eindringling abgetrennt wurden, der nicht zwischen uns kommen sollte.

Was manche sagen, nämlich dass die Öffnung der Grenzen nur Übel und Probleme für Algerien bzw. für Marokko mit sich bringt, stimmt einfach nicht. Solchen Behauptungen kann niemand Glauben schenken, gerade im Zeitalter der Kommunikation und der modernen Technik.

Die Verschließung der Grenze kommt nicht nur der Kommunikation zwischen den beiden Völkern in die Quere; Vielmehr steuert sie nur zur Verschlossenheit der Gemüter bei, die von den falschen Geschichten einiger Medien beeinflusst werden, nämlich dass Marokkaner von der Armut befallen sind und ihren Unterhalt dank Schmuggel und Drogen bestreiten.

Tatsächlich kann jeder selbst überprüfen, ob diese Behauptungen einfach nicht wahr sind. Es gibt eine algerische Gemeinschaft in unserem Land und Algerier aus Europa und auch aus Algerien, die Marokko Besuch abstatten, die dafür bürgen können.

Zu unseren Brüdern in Algerien sage ich Nachstehendes: Marokko wird euch niemals Böses bzw. Probleme bereiten. Mein Land wird Sie auch nicht in Gefahr bringen bzw. bedrohen. Denn was Sie betrifft, beeinflusst uns, und was Ihnen widerfährt, fügt uns Schaden zu.

Daher glaube ich, dass die Sicherheit und die Stabilität Algeriens und die Ruhe seiner Bevölkerung untrennbar mit der Sicherheit und der Stabilität Marokkos einhergehen und umgekehrt: Was Marokko betrifft, wird auch Algerien betreffen, denn die beiden Staaten sind wie ein und dasselbe Gremium.

Denn Marokko und Algerien leiden beide unter den Problemen von Migration, Schmuggel, Drogen-und-Menschenhandel.

Es sind die Gangs, die sich an solchen Aktivitäten beteiligen, die unser wirklicher, gemeinsamer Feind sind. Sollten wir mit einander zusammenarbeiten, um sie zu bekämpfen, würden wir es sicherlich schaffen, ihre Aktivitäten zu reduzieren und ihre Quellen zu versiegen.

Andererseits bereue ich die medialen und diplomatischen Spannungen, die derzeit die Beziehungen zwischen Marokko und Algerien ausprägen; Sie sind nicht nur dem Image beider Staaten abträglich, sondern lassen vor allem innerhalb internationaler Foren einen negativen Eindruck hinter sich.

Ich fordere daher, die Logik der Weisheit und unserer höchsten Interessen den Sieg davon tragen zu lassen, um dieser bedauerlichen Situation abhelfen zu können. Dies ist eine Situation, worin die Kräfte unserer beiden Länder verplempert werden und die mit den Banden der Zuneigung und der Brüderlichkeit zwischen unseren Völkern unvereinbar ist.

Marokko und Algerien sind mehr als nur zwei Nachbarstaaten: Sie sind Zwillinge, die sich vervollständigen.

Ausgehend von diesem Grund fordere ich seine Exzellenz, den algerischen Präsidenten, dazu auf, so bald wie möglich zusammenzuarbeiten, um die brüderlichen Beziehungen zu fördern, die unsere Völker durch jahrelangen gemeinsamen Kampf aufgebaut haben.

Liebe Bürger,

Ich möchte die Gelegenheit dieses glorreichen Ereignisses wahrnehmen, um unseren Königlichen Streitkräften, der Königlichen Gendarmerie, den Nationalen Sicherheitskräften, den Hilfskräften und den Rettungsdiensten für ihren Einsatz und für ihre ständige Mobilisierung unter meiner Führung Tribut zu zollen, die Einheit und Souveränität der Nation sowie deren Sicherheit und Stabilität zu bewahren.

Mit tiefer Ehrfurcht möchte ich auch das Andenken unserer ehrwürdigen Vorfahren für ihre Aufopferung ehren, insbesondere meines verehrten Großvaters und Vaters, Ihrer verstorbenen Majestäten König Mohammed V und König Hassan II, in ihrer Eigenschaft als beherzter  Märtyrer der Nation.

Gott der Allmächtige sagt: „Wenn Gott auf etwas Gutes in euren Herzen stößt, wird er euch etwas Besseres heimzahlen“. Wahr ist das Wort Gottes.

Wassalamu alaikum warahmatullah wabarakatuh."

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